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6.5 Landschaft pflegen – Vorrang für naturnahen Tourismus

Die vielfältigen Landschaftsräume in Brandenburg von der Prignitz bis zur Niederlausitz sind ein Schatz, den es zu bewahren gilt. Denn sie bilden eine Voraussetzung für kulturelle Vielfalt, mannigfaltige Erwerbschancen und individuelle Lebensgestaltung. Wir wollen die Kulturlandschaften in ihrer jeweiligen Einzigartigkeit weiter ausprägen, um ihre Potenziale für ein nachhaltiges Zusammenleben von Mensch und Natur besser auszuschöpfen.

 

Großschutzgebiete bewahren und weiterentwickeln

 

Heute wird ein Drittel der brandenburgischen Landesfläche durch besondere Schutzgebiete geregelt. Hierzu zählen Naturparks, Biosphärenreservate und ein Nationalpark. Drei Schutzgebietsregionen sind länderübergreifend, darunter auch der Nationalpark Unteres Odertal, der Bestandteil eines internationalen Projekts in Kooperation mit der Republik Polen ist. Die Schutzgebiete sollen in ihren jetzigen Größenordnungen bewahrt und strukturell weiterentwickelt werden, um ihre Funktionen noch besser erfüllen zu können. Sie bilden das wichtigste Instrument, um die Artenvielfalt zu erhalten, die den einzigartigen Charakter unserer Landschaften prägt und konstitutiv für die natürlichen Lebensgrundlagen des Menschen ist. Wir streben die Umsetzung der Nationalen Strategie zum Erhalt der biologischen Vielfalt in Brandenburg an. Dazu gehört es, Wildnisgebiete der natürlichen Entwicklung zu überlassen. In der Kulturlandschaft mit umweltverträglicher Nutzung für Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit und Tourismus, Forschung und Bildung soll dem Erhalt der biologischen Vielfalt Rechnung getragen werden. Zu unterstützen sind naturnahe Produktionsweisen, die zum Natur- und Grundwasserschutz sowie für die Gesunderhaltung der Bevölkerung beitragen.

 

Der Braunkohleabbau in der Lausitz hat die massivsten Landschaftsveränderungen seit der Eiszeit bewirkt. Im Jahr 1990 bestanden 30 Prozent der Niederlausitz aus Tagebaufläche. Etwa 80 Orte mit 40.000 Einwohnern mussten den Tagebauen weichen, darunter auch viele Sorben/Wenden. Zu den ökologischen Langzeitfolgen zählen ein gestörter Wasserhaushalt, übersäuerte Böden und knapp 250 Altlastenverdachtsflächen. Auf den stillgelegten Tagebauflächen findet seit 1990 eine großräumige Landschaftssanierung statt. Bislang wurden mehr als 80.000 ha Land für die Forst- und Landwirtschaft, den Naturschutz oder die Erholung wieder gewonnen.

 

Ansätze der IBA unter Einsatz von Bundes- und Landesmitteln weiter verfolgen

 

Die Renaturierung der verbleibenden Bergbaufolgelandschaften wird auf lange Frist eine wichtige Aufgabe der Umweltpolitik in Brandenburg bleiben. Für die Finanzierung der Maßnahmen stehen jene Wirtschaftsakteure in der Pflicht, die vom Rohstoffabbau profitiert haben. Eine nachhaltige »Wieder-in-Wert-Setzung« der Flächen, über die der Bergbau hinweggegangen ist, wird jedoch nur gelingen, wenn sich die Menschen in der Region mit ihren Ideen und ihrer Kraft selbst einbringen. Die Menschen haben erkannt, dass das fossile Zeitalter vorbei ist und investieren Kraft und Geld in Alternativen, damit nachhaltige Entwicklung gelingen kann. Die Internationale Bauausstellung »Fürst-Pückler-Land« hat mit originellen Konzepten wichtige Impulse gegeben und Pilotprojekte angeschoben. Die Ansätze zur Aktivierung regionaler Entwicklungspotenziale sollten in geeigneter Form fortgesetzt werden. Hierfür braucht es einen dauerhaften, verlässlichen und zielgenauen Einsatz von Bundes- und Landesmitteln.

 

Ein Kernthema im Umgang mit den Bergbaufolgen ist die Wiederherstellung eines selbst regulierenden Wasserhaushalts. Brandenburg hat aber über die Lausitz hinaus ein generelles Problem mit dem Landschaftswasserhaushalt. Auf der Tagesordnung steht die Einrichtung eines Wassermanagements, das auf Basis von Langzeitkonzepten kontinuierlich für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt, eine sichere Trinkwasserversorgung und eine umweltverträgliche Abwasserbehandlung sorgt.

 

Touristische Infrastruktur weiter ausbauen

 

Die Potenziale des Tourismus für die wirtschaftliche Entwicklung der Landschaften und die Entwicklung in den ländlich geprägten Räumen Brandenburgs sind noch nicht ausgeschöpft. Angesichts des intensiven Wettbewerbs zwischen den vielen attraktiven Urlaubsregionen in Deutschland und Mitteleuropa müssen ausstrahlungskräftigere Dachmarken etabliert werden, die mit komplexen Angebotspaketen mit prägnanten Profilen untersetzt sind. Schon heute bietet Brandenburg hierfür gute Voraussetzungen: Aktiverholung und Sport, Wandern und Radeln, Ferien auf dem Bauernhof, Erlebnis- und Kulturtourismus. Der barrierefreie Tourismus ist als ein bedeutendes Querschnittsthema in der Landestourismuskonzeption verankert. Die flächendeckende Umsetzung von Barrierefreiheit ist als Qualitätsmerkmal festgeschrieben. Auf der Tagesordnung bleibt die Vernetzung der touristischen Infrastruktur und die Schließung von Lücken. Darüber hinaus gilt es den erreichten Standard langfristig zu sichern und zu erhalten. Lokale Traditionsfeste und Kulturevents haben auch eine wichtige touristische Funktion und verdienen daher verlässliche bürgerschaftliche und öffentliche Förderung. Auch in der Entwicklung gemeinsamer touristischer Konzepte mit den Nachbarn in der Republik Polen liegen wichtige Potenziale, die es künftig noch stärker zu nutzen gilt.