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5.4 Die Älteren und die Alten

Die Menschen in Brandenburg werden immer älter und zum Glück auch immer gesünder älter. Die Relationen zwischen den Generationen verschieben sich, was erhebliche Auswirkungen auf alle Lebensbereiche hat. Noch sind Wirtschaft und Gesellschaft zu wenig auf die Interessen, Bedürfnisse und Potenziale des wachsenden Anteils von Älteren in unserem Land eingerichtet. Noch zu wenige Betriebe stellen ihre Arbeitsverhältnisse durch gezielte Maßnahmen auf die speziellen Anforderungen älterer Beschäftigter ein. In der gesellschaftlichen Debatte und in der gesellschaftlichen Praxis wird Alter allzu schnell mit Hinfälligkeit, Hilfsbedürftigkeit oder auch nur eingeschränkter Handlungsfähigkeit gleichgesetzt.

 

Der Eintritt in den Ruhestand ist heute für die meisten noch lange nicht der Abschied vom aktiven, selbstbestimmten Leben. Zwischen dem Beginn der Rente und dem Moment, wo Alter vor allem Last und Einschränkung bedeutet, liegt immer mehr Zeit. Viele Menschen suchen in dieser Phase nach neuem Lebenssinn, nach Aufgaben, nach Gebrauchtwerden. Andere haben – insbesondere aufgrund gebrochener Erwerbsbiografien – Mühe, gesellschaftliche Teilhabe materiell abzusichern. Wir behalten die sozialen Nöte im Blick. Wir treten dafür ein, die Risiken von Altersarmut zu verringern. Dazu gehören eine den Lebensstandard sichernde Rente und Initiativen für die Angleichung des Rentenwertes.

 

Teilhabe Älterer unterstützen, Ehrenamt ausbauen

 

Die Gesellschaft kann von der sozialen Kompetenz, von den Erfahrungen und vom Zeitbudget der aktiven Älteren viel profitieren. Das gilt nicht nur für die Jüngeren, sondern auch für die eigenen Altersgenossen. Das Engagement Älterer für gemeinnützige Zwecke sollte also gezielter gefördert werden, vor allem durch materielle und immaterielle Investitionen in geeignete Projekte und Organisationsformen. Einrichtung und Betrieb Sozialer Ankerpunkte könnten ein solches Betätigungsfeld sein. Je nach sozialer Lage kann das Engagement Älterer im Ehrenamt, aber auch gegen eine finanzielle Anerkennung erfolgen. Die Förderung von Teilhabe ist uns wichtig, aber um des gesellschaftlichen Ertrags willen, und nicht als Instrument gegen drohende Altersarmut.

 

Voraussetzung für den Erfolg all dieser Ansätze ist, dass die Akteure vor Ort die Handlungsfreiheit bekommen, mit ihren eigenen Stärken die eigenen Probleme zu lösen. Das schließt ein, das Ehrenamt zu stärken und stärker anzuerkennen. Um die Fähigkeiten und Potentiale der Senioren für gemeinnützige Arbeit zu nutzen und deren Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu fördern, bietet das Ehrenamt einen bereits maßgeschneiderten Lösungsansatz, der breitenwirksam eingesetzt werden und funktional noch optimiert werden kann.

 

Generationsübergreifende Netzwerke und Lebensformen fördern

 

Aber es geht auch um mehr. Altersgerechte Mobilitäts- und Wohnformen, Mehrgenerationenhäuser und nachbarschaftliche Netzwerke können durch die Wohnungs- und Städtebauförderung sowie über spezielle Landesprogramme unterstützt werden. Die öffentlichen Bildungsträger sollten, auch mit Inanspruchnahme der Europäischen Sozialfonds, vielfältigere und konsequenter zielgruppenorientierte Angebote für lebenslanges Lernen unterbreiten.

 

Wo Pflege und Betreuung notwendig sind, sollen sie den Wünschen der Betroffenen entsprechen. Dazu gehören selbst gewählte und selbstorganisierte Wohnformen. Wo Menschen die Pflege und Betreuung hilfsbedürftiger Seniorinnen und Senioren zum Beruf gemacht haben, steht ihnen eine anständige Bezahlung zu. Das ist leider nicht die Regel – und betrifft viele. Fast 10.000 Arbeitsplätze sind seit 2001 allein im Pflegebereich entstanden.

 

Es geht darum, in Würde alt zu werden. Und irgendwann auch darum, in Würde zu sterben. Hospize leisten dafür Großes – oft im Ehrenamt. Doch immer mehr Menschen sind allein, wenn es für sie auf das Ende zugeht. Sie haben schon lange vorher als Singles gelebt oder ihre Angehörigen müssen arbeiten, oft in der Ferne. Die Gesellschaft steht hier in Pflicht.