Diese Website verwendet Cookies.
Zum Hauptinhalt springen

5.3 Den Generationswechsel aktiv und offen gestalten

Seit über einem Jahrzehnt nimmt in Brandenburg die Zahl der über-50-jährigen Beschäftigten in Wirtschaft und Verwaltung kontinuierlich zu. Dies resultiert weniger aus Neueinstellungen älterer Erwerbstätiger, sondern zeugt von einer wachsenden Alterung der Belegschaften. Der Generationen-Mix stimmt nicht mehr. Etwa jeder dritte Betrieb in Brandenburg hat eine unausgeglichene Altersstruktur. In der öffentlichen Verwaltung, bei unternehmensnahen Dienstleistungen, im Gesundheits- und Sozialwesen, im verarbeitenden Gewerbe sowie im Handel sind diese Entwicklungen am stärksten ausgeprägt. Brandenburg muss sich dem anstehenden und unausweichlichen Generationswechsel stellen und ihn gestalten, insbesondere auch durch politische Rahmensetzungen.

 

Existenzgründungen gezielt fördern

 

Was tun? Am schwierigsten gestaltet sich der Zugang für Jüngere in Brandenburg bei Klein- und Kleinstbetrieben. Sie stellen die Mehrheit der Unternehmen. Zugleich haben die betroffenen Betriebe absehbar einen besonderen Bedarf an hoch qualifiziertem Personal, an Hoch- und Fachschulabsolventen. Hier muss die politische Unterstützung ansetzen. Existenzgründungen von jüngeren Menschen, insbesondere von Absolventen brandenburgischer Hoch-und Fachschulen, sind besonders zu fördern. Im Dialog mit den Bildungseinrichtungen, den Kammern und den Kommunen wollen wir dafür geeignete Ansätze und Instrumente finden.

 

Im öffentlichen Dienst Einstellungskorridore für Jüngere erweitern

 

In der öffentlichen Verwaltung schlägt zu Buche, dass die Personalzahlen insgesamt stagnieren bzw. reduziert werden. So erhielten nur 5 Prozent derjenigen, die 2011 in Brandenburg eine berufliche Ausbildung absolvierten, eine Anstellung in der öffentlichen Verwaltung – obwohl deren Personal insgesamt 10 Prozent der Beschäftigtenzahl im Lande ausmacht. Die ohnehin unausgeglichene Altersbilanz verschärft sich dadurch weiter, der anstehende Generationswechsel wird behindert. DIE LINKE hat daher in der Regierungsverantwortung nicht nur erfolgreich Wert darauf gelegt, bei der Anpassung des Öffentlichen Dienstes an veränderte Bedingungen und Ressourcen einerseits betriebsbedingte Kündigungen auszuschließen und andererseits Neueinstellungen in zentralen Bereichen wie Bildung vorzunehmen. Zugleich setzte DIE LINKE Einstellungskorridore für Jüngere durch. Dieser Orientierung wollen wir verstärkt folgen.

 

Der Zeitraum, der vor uns liegt und den wir mit diesem Leitbild betrachten, umfasst einen wichtigen Generationswechsel: Jene Jahrgänge, die jetzt in Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft noch dominant sind und ihre Ausbildungs- und Startphase noch in der DDR oder in der alten Bundesrepublik hatten, gehen in den Ruhestand. Jüngere, die vielleicht noch in der DDR geboren wurden, aber bereits im vereinten Deutschland aufgewachsen sind, übernehmen die Verantwortung. Auch sie sind noch »ostdeutsch« geprägt. Ostdeutsches definiert sich bei diesen Jahrgängen allerdings weniger über die DDR – und wo es sich über die DDR definiert, wird dies kritischer geschehen als derzeit im Osten. Es ist die von der Nach-Wende-Zeit, von den Transformationsprozessen im Osten samt ihren Erfolgen und Misserfolgen, von dem Freiheitsgewinn im Vergleich zur DDR, von den neuen technischen und kulturellen Möglichkeiten und von den ökonomischen, ökologischen und sozialen Krisen bestimmte Prägung, die das neue, spezifisch »Ostdeutsche« ausmacht. Es wird die Entwicklung unseres Landes über lange Zeit prägen. Es ist wichtig, dass sich diese »dritte Generation« – wie sie sich teils selbst bezeichnet – organisiert, dass sie ihre Interessen anmeldet und durchsetzt.

 

Die Gestaltung des demografischen Wandels ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und politische Querschnittsaufgabe in allen zentralen Handlungsfeldern. Generationengerechtigkeit muss sich auf umfassende Solidarität und auf Verantwortung für die kommenden Generationen gleichermaßen gründen. Wir brauchen einen Umbau der sozialen Sicherungssysteme, der demografische Nachhaltigkeit gewährleistet. Wir treten dafür ein, den Generationenvertrag nicht dem Gewinnstreben privater Versicherer zu opfern, sondern weiter zu entwickeln. Dabei müssen sich alle Altergruppen mit ihren jeweiligen Interessen und Befindlichkeiten wiederfinden.