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4.3 Produktivkraft Wissenschaft

Wissenschaft, Forschung und Bildung sind unser größtes Potenzial, das wir in Brandenburg für nachhaltige Entwicklung, für wirtschaftliche Strukturen mit hoher Wertschöpfung, für soziale Kompetenz und für vorausschauende Daseinsvorsorge in die Waagschale werfen können. Im Land hat sich eine vielfältige Hochschul- und Forschungslandschaft herausgebildet, die es pflegen und weiter zu ertüchtigen gilt. Hierzu zählen 3 Universitäten, 10 Hoch- und Fachhochschulen und 16 Forschungsinstitute. Ein Markenzeichen der Hochschulen in Brandenburg ist ihre vergleichsweise starke Forschungskompetenz und die enge Verbindung zur Wirtschaft. Gegenwärtig sind an den Universitäten und Hochschulen etwa 50.000 Studierende immatrikuliert, knapp die Hälfte davon kommt aus Brandenburg selbst.

 

Die Universitäten und Hochschulen in Brandenburg sind noch immer dramatisch unterfinanziert. Im bundesweiten Vergleich rangiert die Finanzausstattung der Brandenburger Hochschullandschaft auf den hinteren Plätzen. Vor allem fehlt es an personellen Kapazitäten für die Lehre. Das schlechte Betreuungsverhältnis zwischen Studierenden und Lehrkräften bewirkt eine hohe Abbrecherquote. Damit wird das Ziel, den Anteil hochgebildeter Fachkräfte aus eigener Kraft aufzustocken, deutlich verfehlt. Auch hier muss der Bund erheblich stärker als bislang seiner bildungspolitischen Verantwortung gerecht werden und sich massiver an der Finanzierung der Hochschullandschaft beteiligen.

 

Mehr in die Qualität der Hochschullandschaft investieren

 

Hier steht, ebenso wie in der Schulbildung, ein wirklicher Wandel politischer Prioritäten, der zu einer nachhaltigen Verlagerung öffentlicher Investitionen auf die zentralen Handlungsfelder von Zukunftsfähigkeit führt, noch bevor. Trotz der künftig abnehmenden Zahl von Schulabgängern wollen wir das gegenwärtige Niveau von etwa 50 000 Studierenden dauerhaft halten und damit den Anteil von Hochschulabsolventen schrittweise auf internationales Niveau bringen. Hierfür werden erhebliche zusätzliche Investitionen erforderlich, insbesondere in den akademischen Mittelbau, dessen Einsatz für die Qualität der Lehre von ausschlaggebender Bedeutung ist. Der Trend, Lehraufgaben quasi nebenbei über Zeitstellen in drittmittelfinanzierten Forschungsprojekten abzusichern, muss gebrochen werden. Prekäre Beschäftigung in diesem Bereich schadet sowohl dem wissenschaftlichen Nachwuchs als auch der Lehre. Wir brauchen für die akademische Lehre eigene Bewertungskriterien und stabile Berufsperspektiven im Mittelbau.

 

Alle bestehenden Hochschulstandorte sollen erhalten bleiben. Unnötige Doppelstrukturen können abgebaut werden, was in jedem Falle aber eine sorgfältige Abwägung und Verständigung innerhalb wie auch zwischen den betroffenen Hochschulen erfordert. Bereits heute gibt es Leerstellen im akademischen Angebot, für deren Auffüllung auf absehbare Zeit keine öffentlichen Mittel aufgebracht werden können. In diesen Bereichen sollten Gründungsinitiativen privater Träger vom Land Brandenburg wohlwollend begleitet werden, wenn Finanzausstattung und Qualitätsstandards verlässlich gesichert sind.

 

Wir stehen zum Bologna-Prozess. Ein besser strukturiertes Studium mit stärkerer Praxisorientierung und europaweit gleichwertigen Abschlüssen dient den Studierenden und dem Bildungsstandort. Die Gleichwertigkeit der Abschlüsse wertet auch (Fach)Hochschulen auf, die gerade in Brandenburg eine sehr gute Arbeit leisten. Wir treten zudem für eine klar strukturierte Arbeitsteilung zwischen Hochschule und traditionellen Berufsbildungsformen wie duales System oder Meisterstudium ein. Durch die Ausprägung der jeweiligen Stärken soll ein breites Ausbildungsangebot entwickelt werden, das der Vielfalt an individuellen Kompetenzen und Neigungen wie auch der realen Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt gerecht wird.

 

Soziale Barrieren zum Studieren abbauen

 

Eine sozial gerechte und solidarische Bildungspolitik muss die Türen zur Hochschule weit offen halten. Dies gilt insbesondere für Kinder aus einkommensschwachen und bildungsfernen Haushalten. Studiengebühren soll es weiterhin nicht geben. Wir treten grundsätzlich für ein elternunabhängiges Bafög ein, zumindest aber für Vergabekriterien, die Schwellenhaushalte mit mittleren Einkommen entlasten.

 

Hochschule und Wirtschaft vernetzen, Gründerzentren fördern

 

Der Praxisbezug und insbesondere die enge Kooperation mit der Wirtschaft in der Region zählen zu den Stärken der brandenburgischen Hochschulen, die weiter gefördert werden sollen. Die Vernetzung mit den entstehenden Kompetenzclustern sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen im Metropolenraum um Berlin wie auch in den Wachstumskernen Brandenburgs stellen ein großes Potenzial dar, das es weiter auszuschöpfen gilt. Verstärkt zu fördern wäre die Einrichtung von Gründerzentren an Hochschulen, die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso wie Studierenden helfen, technologische Innovation und in tragfähige Unternehmenskonzepte zu verwandeln. Zur Unterstützung bei der Ausgründung von Unternehmen werden Räumlichkeiten und Ausstattung, betriebswirtschaftliche Beratung sowie Unterstützung bei der Kapitalbeschaffung und Fördermittelakquisition angeboten. Mit dieser Strategie werden Innovationspotenziale und innovative Menschen für ein Leben und Arbeiten in Brandenburg gewonnen.

 

Brandenburg sollte bundesweiten Hochschulpakt III initiieren

 

Brandenburg sollte die Initiative für einen »Hochschulpakt III« übernehmen, der Bund und Länder, Lehrende und Studierende, Wirtschaft und Gewerkschaften zusammenführt, um die Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre grundhaft zu verbessern, die bildungspolitischen Ziele konsequent an den Anforderungen einer solidarischen Wissensgesellschaft auszurichten und die Hochschullandschaft zukunftsfähig zu machen.