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1. Die Zukunft liegt in der Bildung

Wissen ist unsere stärkste Ressource

Wissen ist der Motor nachhaltiger Entwicklung. Bildung und lebenslanges Lernen gehören zu den Merkmalen einer kompetenten und innovativen Bürgergesellschaft. Orte des Wissens tragen zu einer hohen Lebensqualität bei. Sie stärken soziale Kompetenzen, sind Ausdruck von Weltoffenheit und stiften regionale Identität. Wissen ist die stärkste wirtschaftliche Ressource für eine moderne und zukunftsfähige Gesellschaft.

Daher hat Bildung politische Priorität für das Land. Diese Priorität muss auch finanziell untersetzt werden. Gerade daran mangelt es. Chronische Unterfinanzierung ist nach wie vor Markenzeichen der Bildungspolitik im Land, trotz Pisa-Schock und vieler politischer Lippenbekenntnisse. Bei den Ausgaben für Schulbildung und für die Hochschulen nimmt Brandenburg den letzten Platz unter den deutschen Ländern ein. Bildung ist aber eine Zukunftsaufgabe und kein Steinbruch für die Haushaltskonsolidierung.

Abbau der Ungleichheiten im Bildungswesen

Bildung ist individuelles Grundrecht. Heute ist die Chancengleichheit bei weitem nicht für alle Schüler gesichert. Der Abbau der bestehenden Ungleichheiten muss deshalb im Mittelpunkt der Modernisierung des Bildungswesens stehen. Disparitäten müssen verringert und herkunftsbedingte Nachteile ausgeglichen werden. Dies betrifft sowohl die notwendige Grundbildung als auch die Voraussetzungen für selbstständiges Weiterlernen. Konsequenterweise müssen Schul- und Berufsbildung gebührenfrei sein. Auch Studiengebühren sollen nicht erhoben werden.

Chancengleichheit und demokratische Teilhabe sind auch in der Bildung der rote Faden unserer Politik. Die Brandenburger sollen alle Möglichkeiten der Wissensgesellschaft nutzen können, und dies von Brüssow bis Ortrand und von Frankfurt (Oder) bis Wittenberge, von der berufstätigen Frau bis zum Vorruheständler, von Vorschulkindern bis zu Senioren.

Eckpunkte einer zukunftsfähigen Bildungspolitik

Dezentralisierung der Bildung und Selbständigkeit der Schulen

Eine nachhaltige Bildungspolitik sichert Bildung durch gemeinsames Lernen und individuelle Förderung. Ganztagsangebote müssen weiter ausgebaut werden. Wir brauchen eine stärkere Dezentralisierung des Bildungssystems bei Stärkung der Selbstständigkeit und Eigenverantwortung der einzelnen Schule. Die verschiedenen Bildungsakteure sollten sich stärker vernetzen und dafür auch die notwendige Handlungsfreiheit erhalten.

Durchlässigkeit zwischen Schulformen sichern

Wir treten für eine Gemeinschaftsschule nach finnischem Vorbild ein, in der alle Schüler zumindest bis zum Abschluss der Sekundarstufe 1 gemeinsam und voneinander lernen. Das stärkt die Kompetenzen der besonders leistungsfähigen Schüler, weil sie lernen, Wissen und Fähigkeiten zu vermitteln. Davon profitieren auch die Leistungsschwächeren, denn Kinder lernen am besten von Kindern. Durch individuelle Förderung werden ungleiche Startbedingungen ausgeglichen und besondere Fähigkeiten weiter ausgeprägt. Erst nach der Sekundarstufe 1 sollten mit der gymnasialen Oberstufe und der Berufbildung unterschiedliche Bildungswege angeboten werden, wobei auch dann noch eine größtmögliche Durchlässigkeit zwischen den Schulformen gewahrt bleibt.

Bildung und Erziehung gehören zusammen. Eine Vielfalt unterschiedlicher pädagogischer Ideen, die auf individuelle Stärken und Schwächen eingeht, soll im Interesse der Persönlichkeitsentwicklung der Schüler gesichert werden. 

Es werden mehr Lehrer gebraucht – und auch mehr Mittel

Brandenburgs Bildungssystem fehlt es an Qualität. Der Knackpunkt ist die Personalausstattung. Bessere schulische Leistungen können nur durch intensiveres Arbeiten erreicht werden. Das bedeutet möglichst niedrige Klassen- und Kursfrequenzen und wirklich qualifizierte Ganztagsangebote sowie – selbstredend – eine drastische Verminderung der Stundenausfälle. Dafür werden erheblich mehr, gut ausgebildete und hinreichend motivierte Lehrer gebraucht. Speziell für die Ebenen der heutigen Grundschule und Sekundarstufe I sollten mehr Mittel zur Verfügung gestellt werden. Die gymnasiale Oberstufe ist umzugestalten.

Für ein engmaschiges Netz an schulischen Angeboten am Wohnort

Die demographischen Veränderungen im Lande bedeuten auch für Brandenburgs Bildungspolitik eine Herausforderung. In einigen Regionen sinken die Schülerzahlen ganz dramatisch, im Speckgürtel um Berlin müssen neue Schulen gebaut werden. Diese regionalen Diskrepanzen erfordern unterschiedliche Konzepte für unterschiedliche Bedingungen, von verdichteten Bildungsangeboten in den Ballungsräumen bis zu Kleinstschulen und dezentralisierten Schulformen in ländlichen Gebieten. In jedem Falle gilt es, die schulische Grundversorgung zu sichern, und dies im ganzen Lande. Zumindest für die ersten Schuljahre sollte ein möglichst engmaschiges wohnortnahes Netz an Angeboten erhalten bleiben. Das erfordert innovative und unkonventionelle Antworten. Für die höheren Klassenstufen mit ausdifferenziertem Fächerkanon wird eine Konzentration der Schulangebote an zentralen Orten unausweichlich. Dies ist Aufgabe der interkommunalen Kooperation.

Im Zusammenhang mit den starken nachbarschaftlichen Beziehungen Brandenburgs zu den Ländern Mittel- und Osteuropas sollte in der Bildungspolitik des Landes sowohl bei den Inhalten als auch bei den sprachlichen Kompetenzen auf die „Ostdimension“ verstärkt geachtet werden.

Eine konsequent demokratische Sprachpolitik muss zudem den spezifischen Bildungserfordernissen der in Brandenburg lebenden sprachlichen Minderheiten gerecht werden. Seitens des Landes sind insbesondere Maßnahmen zu ergreifen, um die niedersorbisch-wendische Sprache zu unterstützen.

Zukunftsfaktor Wissenschaft

Für mehr Autonomie und Selbstverwaltung der Hochschulen!

Hochschulen sind ein erstrangiger Zukunftsfaktor für ein rohstoffarmes Land wie Brandenburg. Jedoch nimmt das Land bei den Pro-Kopf-Ausgaben für Hochschulen den letzten Platz unter den deutschen Ländern ein. Die Sach- und Personalausstattung der Hochschulen ist entsprechend defizitär. Bei der Studienanfängerquote ist Brandenburg das Schlusslicht unter den deutschen Ländern. Um akademische Exzellenz in Forschung und Lehre zu sichern, ist ein Maßnahmepaket zur Verbesserung der Qualität der Lehre dringend erforderlich. Zentraler Bestandteil dieses Pakets muss eine Verbesserung der Relation zwischen Lehrenden und Studierenden sein. Für die personelle und materielle Ausstattung der Hochschulen müssen konsequent mehr öffentliche Mittel eingesetzt werden. Ebenso gehört die Sicherung der universitären Autonomie und Selbstverwaltung gegenüber dem Förderzentralismus der Landesregierung zu den Kernanforderungen einer Wissenschaftspolitik, die auf demokratische Teilhabe orientiert.

Brandenburg und Berlin sind eine Wissenschaftsregion

Brandenburg und Berlin bilden eine Wissenschaftsregion. Mit über 100 universitären und außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen gehört der Raum zu den bedeutsamsten in der deutschen Hochschul- und Forschungslandschaft und nimmt einen europäischen Spitzenplatz ein. Dies trägt zur Attraktivität und Weltoffenheit unseres Landes bei. Die großen Chancen dieser Wissensregion werden bisher nicht genutzt. Es fehlt an Gestaltungswillen. Zu den vordringlichsten Aufgaben gehören eine abgestimmte Hochschulplanung und ein gemeinsames Hochschulgesetz.

Innovationsfonds für Hochschulen gefragt

Die Möglichkeit, erworbenes Wissen schnell auch wirtschaftlich nutzbar zu machen, muss geschaffen werden. Die Zahl der angemeldeten Patente aus Brandenburg ist jedoch gering. Wissenschaft und Wirtschaft gehen hier noch nicht Hand in Hand. Das gilt vor allem für die Industrieforschung, die im Osten generell gering entwickelt ist. Die Einrichtung eines Hochschul-Innovationsfonds könnte an einer wichtigen Schnittstelle von Wirtschafts- und Wissenschaftsentwicklung die Innovationen in Forschung, Lehre und Technologietransfer befördern. Ein solcher Fonds wäre zugleich eine Komponente der regionalen Strukturförderung.