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4. Die ökologische Herausforderung als Chance

Naturschutz ist ein Wert an sich

Das Land Brandenburg ist reich an Natur. Seen und Flüsse, Gärten und Parks, Natur- und Landschaftsschutzgebiete, Naturparks und Bioreservate prägen das Image unserer Heimat und machen es für Einheimische wie Zugereiste gleichermaßen lebenswert. Naturschutz ist ein Wert an sich. Gleichzeitig stellen sich die Großschutzgebiete als Modellregionen für nachhaltige und naturverträgliche Entwicklung dar.

Herausforderungen durch Witterungsextreme

Die globalen klimatischen Veränderungen machen keinen Bogen um Brandenburg. Witterungsextreme mit Wassermangel und Trockenheit aber auch Hochwasser und Überflutung sind Herausforderungen, denen unser Land gegenüber steht. Für manche Landstriche werden sogar Verödung und Versteppung prognostiziert.

Im Spannungsfeld von ökologischer Nachhaltigkeit, wirtschaftlichem Kalkül und sozialer Verträglichkeit

Die heutigen Strategien bewegen sich im Spannungsfeld von ökologischer Nachhaltigkeit, wirtschaftlichem Kalkül und sozialer Verträglichkeit. Dabei liegen Risiken und Chancen für das Land und seine Menschen sehr eng beieinander. Durch die Renaturierung der erschöpften Tagebauflächen entstehen neue Kulturlandschaften, andererseits soll der Braunkohlenbergbau in der Lausitz bis mindesten 2050 fortgesetzt werden. Windkraft deckt einen wachsenden Teil des Energiebedarfs, aber der wirtschaftliche Gewinn bleibt größtenteils nicht im Land. Die Agrarwirtschaft produziert immer größere Mengen an nachwachsenden Rohstoffen und Energieträgern, aber es wächst die Gefahr von Monokulturen, die das ökologische Gleichgewicht unterminieren.

Globale Herausforderung erfordert ganzheitliches Handeln

Ökologische Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung

Die Politik steht vor einer sehr komplexen Herausforderung. Alarmismus und Aktionismus sind dabei sicherlich nicht die geeigneten Antworten. Hierfür braucht es einen langen Atem, der über Legislaturperioden hinausreicht. Gefordert sind ein ganzheitliches Herangehen und originelle Lösungsansätze im Einzelnen. Dabei darf die soziale Dimension nicht aus den Augen verloren gehen.

Klimawandel und zukunftsfähige Energien

Klimawandel und COB2B–Emissionen stehen in enger Verbindung. Die Grenzen der konventionellen Energieversorgung werden von der Belastbarkeit der Umwelt und des Klimas bestimmt. In den kommenden Jahrzehnten müssen fossile Energieträger und Grundstoffe in wachsendem Maße durch ökologisch erneuerbare Energien und nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden.

Aus heutiger Sicht wird Brandenburg bis 2010 sein klimapolitisches Ziel nicht erreichen. Der CO²-Ausstoß wird auf etwa 64 Mio. Tonnen ansteigen. Den wirksamsten klimapolitischen Beitrag kann unser Land leisten, wenn es die Verstromung der Braunkohle beendet, die für den Hauptanteil des freigesetzten Kohlendioxids verantwortlich ist. Daher treten wir für den mittelfristigen Ausstieg aus der Braunkohleverstromung ein. Notwendige Übergangsstrategien müssen die Umweltverträglichkeit der Braunkohleverstromung verbessern sowie wirtschaftliche und soziale Perspektiven für die Zeit nach der Braunkohle eröffnen. Dafür sollte die Zusammenarbeit mit Sachsen verstärkt werden. 

Land voller Energien

Einsatz erneuerbarer Energien ausbauen

Die Energiepolitik in Brandenburg muss sich nicht nur auf steigende Energieeffizienz und Energieeinsparung orientieren, sondern in erster Linie auf den wachsenden Einsatz erneuerbarer Energien ausgerichtet sein. Damit können Braunkohle und andere fossile Energieträger schließlich ersetzt werden. Wir setzen auf einen ökologischen Mix aus Wind, Bioenergie, Geothermie und Solarenergie.

Hierfür gibt es einige gute Voraussetzungen. Bei der Produktion von Biokraftstoffen gehört Brandenburg zu den führenden Herstellern in Europa. Mit den Werken in Schwedt, Schwarzheide, Oranienburg, Kyritz, Falkenhagen und Wittenberge weist Brandenburg die größte Biodiesel-Produktionskapazität in Europa auf. Die Uckermark ist Spitzenreiter bei der Produktion von Strom aus Windkraft in Deutschland. Hier wird fünfmal soviel Energie produziert, wie im Landkreis verbraucht wird. Frankfurt (Oder) und Prenzlau sind zu Zentren der Produktion von Solaranlagen geworden. Faktisch können alle Regionen in Brandenburg zu den Gewinnern der ökologischen Modernisierung gehören, wenn die erneuerbaren Energien in heute schon möglichem Maße zur Energieversorgung eingesetzt werden.

Für einen ökologisch zukunftsfähigen Energiemix

Heute sind wir von einem wirtschaftlich wie ökologisch zukunftsfähigen Energiemix noch ein ganzes Stück entfernt. Die Investoren sind überwiegend nicht regional verankert. Technologien und Technik wurden bislang überwiegend von außen bezogen. Daher blieben die Beschäftigungseffekte durch alternative Energieproduktion gering. Privat wie gewerblich werden Biokraftstoffe vor Ort nur geringfügig genutzt, entsprechend fehlt ein regionales Selbstverständnis über die eigene Stärke. Die ökologischen Risiken der massenhaften Produktion und Verarbeitung nachwachsender Rohstoffe setzen diesem Potenzial für die Energieproduktion auch wieder Grenzen.

Dabei verfügt das Land über ein umfangreiches wissenschaftliches Innovationspotenzial. In Brandenburg gibt es 14 Forschungsinstitute, die zum Thema erneuerbarer Energien forschen. Hier muss angesetzt werden, um Brandenburg zu einem Spitzenreiter in dieser Zukunftsbranche zu machen.

Ökologie als Entwicklungspotenzial aktivieren

Natürlich bietet die ökologische Herausforderung auch vielfältige Entwicklungschancen. Ökologisches Handeln kann als Triebfeder für nachhaltige Wirtschaftsentwicklung dienen. Durch die „Wieder-in-Wert-Setzung“ der erschöpften Lausitzer Braunkohlereviere entstanden nicht nur wertvolle Kulturlandschaften, sondern auch Räume mit hoher touristischer Attraktivität. Neue Branchen siedeln sich an; darüber hinaus entstehen Bildungs- und Forschungskapazitäten von überregionaler Ausstrahlung. In den ländlichen Regionen können private Haushalte und Betriebe mit kleinteiligen oder gar individuellen Ver- und Entsorgungskreisläufen dem „Nullverbrauch“ an Ressourcen nahe kommen.

Alle Regionen werden Gewinner der ökologischen Modernisierung

Die attraktiven Landschaften von Brandenburg bieten ein großes Potenzial für naturverträglichen Tourismus. Auf der Tagesordnung steht die thematische und räumliche Vernetzung der touristischen Angebote, etwa beim Ausbau des Rad- und Wassertourismus. Besonders perspektivreich ist die Verknüpfung von Natur- und Kulturtourismus. Die Internationale Bauausstellung „Fürst-Pückler-Land“ zeigt beispielhaft, wie kreativ die Symbiose von Industriekultur, Alltagsleben und Wiederherstellung von Landschaftsräumen gelingen kann.

Für einen konsequenten ökologischen Strukturwandel muss die Landespolitik jedoch klare Signale setzen, Ressourcen bündeln und Spielräume für Eigeninitiative schaffen. Individuelle und lokale Initiativen für eigenständige ökologische Lösungen sollten durch rechtliche Rahmensetzungen und materielle Anreize deutlich stärker unterstützt werden.

Landesweites Waldumbauprogramm als Schlüsselprojekt

Der ökologische Umbau ließe sich durch verstärkte Aufforstungsinitiativen wirkungsvoll vorantreiben. Wirtschaftlich nicht genutzte Ödlandschaften und Stilllegungsflächen würden so naturnah genutzt werden. Daraus resultieren positive Umwelt- und Beschäftigungseffekte und eine Stärkung des Angebots an nachwachsenden Rohstoffen und Energieträgern. Bei der Baumartenwahl sollen die prognostizierten klimatischen Veränderungen berücksichtigt werden. Das gilt auch bei der Fortsetzung des Waldumbaus mit dem Ziel, die Stabilität der Wälder zu verbessern und die Erfüllung der Schutz-, Nutz- und Erholungsfunktion zu sichern.